Mit unserer Mahnwache am 24.11.2023 um 16Uhr vor dem Rathaus Bovenden setzten wir zusammen ein Zeichen gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen.

Im folgenden lesen Sie die Rede von Elisabeth Mickler-Kirchelle:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Anwesende, ich freue mich über ihr Kommen.

Als 2. Stellvertretende Bürgermeisterin spreche ich im Namen von Rat und Verwaltung und unserer Gleichstellungsbeauftragen, zu ihnen. Sie hat die die Mahnwache organisiert und vorbereitet. Danke!

Mit unserer Mahnwache setzten wir zusammen ein Zeichen gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen.

Mit unseren mitgebrachten Kerzen bringen wir auch symbolisch Licht in das Dunkel, das Verborgene, in dem sich ein Großteil der Gewalt gegen Frauen abspielt:

  • 126.347 Frauen in Deutschland sind Opfer von Gewalt in Partnerschaft oder Expartnerschaft,
  • 133 Frauen starben durch Partnerschaftsgewalt.
  • 4.282 Frauen wurden Opfer von Vergewaltigung durch ihren Partner oder Expartner.
  • 70% der Mädchen in Deutschland hat bereits Bedrohung, Beleidigung und Diskriminierung in den sozialen Medien erfahren

Seit 1981 organisieren Menschenrechtsorganisationen zum 25. November Veranstaltungen, bei denen die Einhaltung der Menschenrechte gegenüber Frauen und Mädchen thematisiert wird. Sie haben die allgemeine Stärkung von Frauenrechten zum Ziel. Themen wie sexueller Missbrauch, Vergewaltigung, häusliche Gewalt, Zwangsheirat, weibliche Armut, Femizid und mehr zur Sprache kommen. Außerdem sollen Programme unterstützt werden, die sich ausdrücklich für eine Gleichstellung von Frauen einsetzen.

Hintergrund für die Initiierung des Aktionstages war die Verschleppung und Ermordung von Frauenrechtsaktivistinnen.

Die UN-Kampagne „Orange The World“ macht seit 1991 auf Gewalt aufmerksam: vom Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen am 25. November bis zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte.

Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist eine Menschenrechtsverletzung, die in allen Regionen der Welt und in allen Bereichen der Gesellschaft vorkommt. Tradierte Rollenbilder, Geschlechterstereotype und Vergewaltigungsmythen bereiten den Nährboden für geschlechtsspezifische Gewalt in all ihren Ausprägungen: von Alltagssexismus bis hin zu Femiziden.

In diesem Jahr stellt UN Women Deutschland die Gewalt gegen Frauen und Mädchen im öffentlichen Leben – inklusive der digitalen Welt – in den Fokus der Orange The World Kampagne. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas ist Schirmfrau der Kampagne.

Geschlechtsspezifische Gewalt ist allgegenwärtig und fest in unseren patriarchalen Strukturen verankert. Oft wird sei deswegen auch nicht mehr als solche wahrgenommen.

Dabei ist In Deutschland jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen, das sind mehr als 12 Millionen Frauen. In Bovenden wären 2.400 Frauen. Von diesen Bovender Frauen kenne ich keine, keine Einzige, ich weiß es zumindest nicht. Denn das ist auch ein Merkmal der Gewalt gegen Frauen, ich sagte es bereits: oft ist sie nicht öffentlich, spielt sich im häuslichen Umfeld hinter verschlossenen Türen ab.

Dabei erlebt alle 4 Minuten eine Frau in Deutschland Gewalt durch Ihren Partner oder Ex-Partner. Jeden dritten Tag tötet ein Mann seine (Ex-)Partnerin. Gewalt gegen Frauen wird in den meisten Fällen von Männern ausgeübt. Die meisten Täter stehen den Frauen nahe: Partnerschaftliche Gewalt ist die häufigste Gewaltform. Typische „Angst-Orte“ von Frauen wie Parks oder dunkle Straßen sind statistisch im Vergleich zur eigenen Wohnung seltener der Tatort. Dennoch gehört Gewalt in der Öffentlichkeit für viele Frauen, Mädchen und queere Menschen zum Alltag, mehr als die Hälfte aller Frauen meidet im Dunkeln bestimmte Orte und fühlt sich unsicher, wodurch ihre Nutzung des öffentlichen Raumes zurückgeht.

Die WHO benennt Gewalt als eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen. Die Formen reichen von sexualisierten Sprüchen und anzüglichen Gesten über Online-Hass mit den daraus resultierenden Traumata bis hin zu Vergewaltigung und Femizid.

In den vergangenen Jahrzehnten stieg die Sensibilität bezüglich Gewalt gegen Frauen stark an, was zu einer sich verringernden Dunkelziffer führte. In jüngerer Zeit förderten auch Social-Media-Bewegungen wie #MeToo diese Entwicklung.

Leider ist diese vorsichtig positiv zu nennende Entwicklung in den Jahren der Pandemie wieder rückläufig gewesen. Durch den Rückzug ins Private, dem Verlust öffentlicher Wahrnehmung, sind Frauen und Mädchen zunehmend Gewalt und Unterdrückung im häuslichen Umfeld ausgesetzt.

Die Entwicklung der Jahre vor der Pandemie muss wieder aufgenommen und weitergetragen werden, damit unsere Töchter eine sicherere Zukunft erleben können.

Es gibt Möglichkeiten, wie wir uns in unserem Alltag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen einsetzen können:

  1. Hören Sie zu und glauben Sie den Überlebenden.
  2. Erkennen Sie Gewalt und kennen Sie Hilfsmöglichkeiten.
  3. Machen Sie auf Gewalt aufmerksam und sprechen Sie darüber.
  4. Verstehen Sie Einvernehmlichkeit (Consent) und setzen Sie sie um.
  5. Setzen Sie sich im Alltag gegen Sexismus und „Rape Culture“ ein.
  6. Ziehen Sie andere zur Rechenschaft.
  7. Üben Sie politischen Druck aus.
  8. Unterstützen Sie Frauenrechtsorganisationen finanziell.